ABV-Zimmertheater

Stuttgarts ältestes Amateurtheater

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27.09.2022

„Ihn zu spielen, ist eine Achterbahn der Gefühle“

Seit dem 23. September steht Michelangelo als Frauenschwarm und französischer Adliger auf unserer Bühne. Das bekannte Drama „Gefährliche Liebschaften“, das noch bis zum 29. Oktober bei uns zu sehen ist, entführt den Besucher in die Epoche des 18. Jahrhunderts. Und so stehen auch unsere Darsteller:innen natürlich mit breiten Reifröcken und gepuderten Perücken auf der Bühne.

Michelangelo war schon in verschiedenen Rollen bei uns zu sehen. Sein Repertoire reicht vom Kleinkriminellen in „Ein gemeiner Trick“, über den gerissenen Psycho-Schurken, der in „Gaslicht“ seine Frau in den Wahnsinn treibt, bis hin zum Regisseur am Rande des Wahnsinns in „Nichts als Kuddelmuddel“. Valmont ist für ihn ein besonders ambivalenter Charakter, wie er selbst sagt: „Valmont ist ein faszinierender Charakter, aus meiner Sicht fast schon bipolar. Heutzutage gebe es wohl für ihn eine ICD-Ziffer und er wäre psychisch krank.“

Wer Michelangelo kennt, der weiß, dass es gerade die ambivalenten Charaktere sind, die ihn besonders reizen und herausfordern.
„Er ist konstant unkonstant was seine Gefühlswelt angeht. Ihn zu spielen ist wie eine Achterbahn der Gefühle! Sich da einzufühlen ist für mich als sehr strukturierter und geerdeter Mensch mitunter sehr schwer.“

Gefühle auf der Bühne zu zeigen, ist sicherlich eine der großen Herausforderungen beim Theaterspielen – und auch in diesem Stück erleben unsere Darsteller:innen eine wahre Achterbahn der Gefühle. Alle drei Charaktere könnten nicht unterschiedlicher sein. Das weiß auch Michelangelo:

"Das Verliebtsein zu spielen ist sehr schwer, weil man diesen Zustand ja hat oder nicht und sich das nicht aussucht. Darüber hinaus kann ich zumindest Liebe nicht gut in Worte fassen. Das adhoc in den vielen verschiedenen Farben, die er durchlebt, anzubieten, ist wirklich sehr schwer.“

Geht es um die Lieblingsszene im Stück, hat er keinen Favoriten, denn es ist Valmont, der das Gleichgewicht zwischen den beiden unterschiedlichen Handlungssträngen – ja, das verbindende Element ist.

"Ich liebe jede Szene, weil sich der Charakter in jeder Szene weiterentwickelt - Valmont kennt keinen Stillstand.“

Bei seinem Lieblingszitat hat er aber einen klaren Favoriten: "Dagegen bin ich machtlos".

Natürlich hat das Theaterstück bekannte Vorlagen, die auch bereits für die Kinoleinwand verfilmt wurden. Es ist daher sehr leicht, sich an Größen wie John Malkovich oder Colin Firth, die bereits Valmont spielten, zu orientieren. Doch Michelangelo versuchte seinen eigenen Valmont zu erschaffen.

"Mir war die Geschichte bis zur Leseprobe unbekannt. Natürlich habe ich mir dann den Film besorgt und die modernere Verfilmung gesehen. Das mache ich immer, um mir Impulse anbieten zu lassen. Alles beeinflusst mich, aber ich versuche im Spiel alles wieder loszulassen und meine eigene Interpretation zu geben. Die Impulse vom Regisseur sind hier immer sehr hilfreich!“

Ein gutes Jahr proben unsere Darsteller:innen nun schon für „Gefährliche Liebschaften“, denn der erste Versuch im Januar 2022 musste abgesagt und auf den 23.September verschoben werden. Umso optimistischer schaut er nach vorne.

"Ich freue mich natürlich sehr, ich gehöre aber auch zu der Sorte Amateurschauspieler, die das Proben genauso liebt wie die Auftritte vor Publikum. Für mich ist jede Probe quasi eine Premiere. Natürlich bin ich aber schon sehr gespannt und glücklich, dass wir aus meiner Sicht als tolles Ensemble dem Publikum bald das Stück am ABV-Zimmertheater präsentieren können!“

Michelangelo als Valmont könnt ihr noch bis zum 29. Oktober bei uns im ABV-Zimmertheater sehen.



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