ABV-Zimmertheater

Stuttgarts ältestes Amateurtheater

Neues aus der Zimmer-Ecke


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30.09.2022

Die dunkle Seite in mir.

Den Bösewicht auf der Bühne zu spielen, gehört wohl zu den besonderen Highlights im Leben einer Schauspielerin oder eines Schauspielers. Klar, dem Helden fliegen die Herzen zu, aber der Bösewicht kann seine besonderen Akzente setzen. Seit dem 23.9. steht Katrin Günter als rachsüchtige, verwöhnte französische Adlige in „Gefährliche Liebschaften“ auf der Bühne.

Die Marquise de Merteuil gehört zu den schillernden Figuren: Mitglied der Noblesse des Ancien Regime in Frankreich des 18. Jahrhunderts ist sie Mitglied jener Klasse, die mit einem Fingerschnipp über das Schicksal andere Menschen entscheiden kann und die sich vor Langeweile den lieben langen Tag mit Klatschgeschichten bei Laune halten oder sich den Kopf zerbrechen, welches Kleid und Frisur sie heute beim Besuch der Oper tragen soll.

Doch sie ist auch sehr vielschichtig und irgendwie strahlt sie eine gewisse Faszination aus, die bereits Glenn Close oder Annette Bening, in den bisher bekanntesten Verfilmungen der 80iger Jahre ausstrahlen.

„Die Marquise de Merteuille ist eine für die damalige Zeit sehr emanzipierte Frau, die sich ihre Stellung in der Gesellschaft hart erkämpfen musste. Beeindruckend sind ihr taktisches Geschick, ihre Raffinesse und ihre Fähigkeit Menschen zu lesen,“ erklärt Katrin auf die Frage, was sie am meisten an ihrer Rolle fasziniert.

Man hört da schon eine gewisse Bewunderung für die Adlige heraus, die von Anfang an mit eiskaltem Kalkül eine teuflische Intrige spinnt, und der die Konsequenzen herzlich egal sind. Dass man für die Verkörperung dieser Rolle als Darstellerin so einiges an Präsenz mitbringen mnuss und auch eine emotionale Achterbahn erlebt, weiß Katrin nur zu gut, als sie über die Herausforderungen spricht, die diese Rolle mit sich bringt.

„Es hat mich bisher noch kein Stück so gefordert wie dieses,“ fasst sie es zusammen. „Ich glaube jeder Mensch trägt alle Character-Facetten in sich und es war spannend, beim Schlüpfen in diese Rolle einmal meine ‚dunkleren Seiten‘, die eher selten zum Vorschein kommen, auszuleben.“

Und das merkt man auf der Bühne. Es gelingt ihr bis zum Schluss sehr gekonnt die boshafte Adlige zu verkörpern, die mit einer ungezwungenen Leichtigkeit über die Bühne tanzend triumphiert und ihren Standpunkt, gegenüber dem immer mehr drängenderen Valmont, ungeachtet jeder verbalen und körperlichen Drohung verteidigt.

„Mein Favorit ist eindeutig der Showdown kurz vor dem Ende. Die Energie in dieser Szene spüre ich bis in die Fingerkuppen. Ich habe selten so eine Elektrizität auf der Bühne erlebt,“ beschreibt Katrin das Finale des Dramas, bei dem klar wird, dass es in diesem Spiel zwischen der Marquise und Valmont nur eine Siegerin oder einen Sieger geben kann.

Natürlich kennt Katrin auch die Adaptionen des berühmten Dramas nach Choderlos de Laclos, wie sie verriet.

„Die modernere Adaption „Eiskalte Engel“ gehört tatsächlich zu meinen Lieblingsfilmen, daher kannte ich die Story. Das hat bei mir besonders die Motivation geweckt und meine eigene Messlatte an mich hochsetzen lassen.“

Wirklich gelungen, finden auch wir. Wer Katrin in dieser faszinierenden Rolle erleben möchte, kann das noch bis 29. Oktober bei uns im ABV-Zimmertheater. Tickets gibt es bei Easyticket.



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